[ENGLISH]
Buerkner and Eichelmann's exhibition is a portal to the 'Time of Others'. In different ways, the works of both artists open up new perspectives on the past, present and future.
Eichelmann's large-format collages contain fragments of reproductions of the Torso from the Belvedere, which, according to Johann Joachim Winckelmann, is one of the three central sculptures of Greek antiquity. Winckelmann used the torso to develop the new discipline of art history when he published his "Geschichte der Kunst des Alterthums" in 1764. Eichelmann shared Winckelmann's fascination for the sculpture, which only existed as a fragment. Although its head, arms and lower legs are missing, Winckelmann used this sculpture to develop his ideal of beauty. While he continued to develop his art history and revised it several times, he repeatedly reassembled the fragmented body. In Eichelmann's working process, the torso is also subject to constant appearance and disappearance. His collages refer to a variety of temporal levels: the time when the sculpture was created between 200 and 50 BC, its appreciation by Winckelmann in the 18th century, the reproduction of the artwork on postcards and in books in the 19th and 20th centuries and, finally, the time when the collages were made.
The London-based artist Sebastian Buerkner (born 1975) unfolds an immersive and surreal visual landscape in his works with his digital animations.
In his animations, Sebastian Buerkner explores the interplay between hyper-real drawing and enraptured surreality. In the sometimes highly abstracted flow of images, he dissects the representation of individual memory and perception and thus draws attention to their sensory unreliability. Using subversive narrative structures, Buerkner's works specifically address the viewer's wealth of associations and experiences.
In his 3D films, visitors to the exhibition are placed in a three-dimensional experience corset through the way the camera is positioned (point of view). The complex network of spatial misdirection, compressed dialogs and unsolvable moral conflicts accumulates in a sensory overload that demands a personal authorship of the experience.
[DEUTSCH]
Buerkners und Eichelmanns Ausstellung ist ein Portal zur 'Zeit der Anderen'. Auf unterschiedliche Weise eröffnen die Werke beider Künstler neue Perspektiven auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Eichelmanns großformatige Collagen enthalten Fragmente von Reproduktionen des Torsos vom Belvedere, welcher laut Johann Joachim Winckelmann zu den drei zentralen Skulpturen der griechischen Antike gehört. Anhand des Torsos entwickelte Winckelmann die neue Disziplin der Kunstwissenschaft, als er 1764 die "Geschichte der Kunst des Alterthums" veröffentlichte. Eichelmann teilt Winckelmanns Faszination für die - nur noch als Bruchstück existierende - Skulptur. Obwohl ihr Kopf, Arme und Unterschenkel fehlen, entwickelte Winckelmann mittels dieser Skulptur sein Ideal der Schönheit. Während er seine Kunstgeschichte fortentwickelt und mehrfach revidiert, fügt er den zerstückelten Körper immer wieder zusammen. Auch in Eichelmanns Arbeitsprozess ist der Torso einem beständigen Erscheinen und Verschwinden ausgesetzt. Dabei rekurrieren seine Collagen auf eine Vielzahl zeitlicher Ebenen: die Entstehungszeit der Skulptur im Zeitraum zwischen 200 bis 50 v. Chr., ihre Würdigung durch Winckelmann im 18. Jahrhundert, die Reproduktion des Kunstwerks auf Postkarten und in Büchern im 19. und 20. Jahrhundert sowie schließlich die Zeit, in der die Collagen hergestellt wurden.
Der in London lebende Künstler Sebastian Buerkner (geb.1975) entfaltet in seinen Werken mit seinen digitalen Animationen eine immersive und surreale Bilderlandschaft.
In seinen Animationen thematisiert Sebastian Buerkner das Wechselspiel zwischen hyperrealer Zeichnung und entrückter Surrealität. Im teils stark abstrahierten Bilderfluss seziert er die Darstellung von individueller Erinnerung und Wahrnehmung und weißt so auf deren sensorische Unzuverlässigkeit hin. Unter Verwendung subversiver Erzählstrukturen richten sich Buerkners Arbeiten gezielt an den Assoziations- und Erfahrungsschatz des Betrachters.
In seinem 3D-Filmen werden die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher durch die Art der Kameraführung (point of view) in ein dreidimensionales Erlebniskorsett gesteckt. Das komplexe Geflecht von räumlicher Irreführung, komprimierter Dialoge und unlösbaren moralischen Konflikten, kumuliert in einer sensorischen Überforderung, die eine eigene Autorenschaft gegenüber dem Erlebten abverlangt.