[LONDON] THE FUTURE OF NOSTALGIA: CHRISTINA NIEDERBERGER

3 December 2020 - 2 January 2021

[ENGLISH]

 

Union Gallery is pleased to present Christina Niederberger’s The Future of Nostalgia, curated by William Gustafsson.

 

The Future of Nostalgia bares its name from Svetlana Boym’s 2001 book which examines the notion of nostalgia by distinguishing between “reflective” and “restorative” nostalgia. Whilst “reflective” nostalgia emphasises on the act of longing itself, accepting the irrevocability of the past and embraces the ambivalences and contradictions of modernity, “restorative” nostalgia attempts to rebuild the lost past as an absolute truth and national collective identity which erases all ambiguity.

 

This exhibition brings together a body of work by Niederberger dating from 2016 to the present, presenting paintings where she has reappropriated modern masters via illusionistic mark marking process, in the case of the works included, Willem de Kooning and Anni Albers. Niederberger's examination of these artists is not driven by a nostalgic desire to reconstruct the past but by a strategy to employ their tropes and styles to reflect on the contributions painting can offer today.

Perceptions of art and its past are forever changing. They are never fixed, with the eves and flows of cultural conditions, the withstanding of historical tradition and gender politics. Niederberger examines how a renewed consideration of these contextual elements offers possibilities for a unique contemporary painting practice. Niederberger is fascinated by the tension of the historical rhetoric of the masculinity as oil painting with creating the illusion of a feminine craft in embroidery, finding it empowering to challenge these ideologies.

 

It was an intuitive choice for Niederberger to begin this distinctively new body of work in 2016 with de Kooning, specifically his women paintings. A macho male painter with a misogynous, monstrous, untamed nature. Niederberger’s works are a perversion of de Kooning’s painting process, stifling his brush strokes, with a tight painstakingly and meticulously controlled translating result. She suffocates his bold brush strokes against the grain of his ideology. She was not afraid to bastardize his work.

 

With this exhibition we see Niederberger progression of this new direction of her painting practice. Feeling suppressed by the figurative works, she moved into a more abstract direction allowing freedom for her to scrutinize this evolving exploration of a new style. Still referencing de Kooning with the abstract works, Niederberger felt translation and interpretations were becoming more her own. The range of tones and colours became systemically more intense and the weave distinctively further intricate with the progression.

 

Finally we look to Anni Albers, a champion of modernism, a woman who elevated the medium of textile to it now being regarding as high fine art. The prospect of transforming Albers’ work was too much for Niederberger, with her holding Albers’ work in too high esteem as one female artist to another. The transformation or influence has taken its most extreme advancement with Niederberger’s artistic voice speaking the loudest.

 

Whilst carrying the legacy of modern masters Niederberger has created a renewed contemporary narrative for the nostalgia she holds for past greats of art history.

 

 

[DEUTSCH]

 

Die Union Gallery freut sich, Christina Niederbergers The Future of Nostalgia zu präsentieren, kuratiert von William Gustafsson.

 

The Future of Nostalgia ist nach dem Buch von Svetlana Boym aus dem Jahr 2001 benannt, das den Begriff der Nostalgie untersucht und dabei zwischen "reflektierender" und "restaurativer" Nostalgie unterscheidet. Während die "reflektierende" Nostalgie den Akt der Sehnsucht selbst betont, die Unwiderruflichkeit der Vergangenheit akzeptiert und die Ambivalenzen und Widersprüche der Moderne umarmt, versucht die "restaurative" Nostalgie, die verlorene Vergangenheit als absolute Wahrheit und nationale kollektive Identität wiederherzustellen, die alle Zweideutigkeiten auslöscht.

 

Die Ausstellung versammelt eine Reihe von Werken Niederbergers aus den Jahren 2016 bis heute und zeigt Gemälde, in denen sie sich mittels illusionistischer Markierungen moderne Meister wie Willem de Kooning und Anni Albers wieder angeeignet hat. Niederbergers Auseinandersetzung mit diesen Künstlern ist nicht von dem nostalgischen Wunsch getrieben, die Vergangenheit zu rekonstruieren, sondern von der Strategie, ihre Tropen und Stile zu nutzen, um über den Beitrag nachzudenken, den die Malerei heute leisten kann.

 

Wahrnehmungen von Kunst und ihrer Vergangenheit sind immer im Wandel begriffen. Sie sind nie festgelegt und unterliegen den Schwankungen der kulturellen Bedingungen, dem Fortbestehen der historischen Tradition und der Geschlechterpolitik. Niederberger untersucht, wie eine erneute Betrachtung dieser kontextuellen Elemente Möglichkeiten für eine einzigartige zeitgenössische Malpraxis bietet. Niederberger ist fasziniert von der Spannung zwischen der historischen Rhetorik der Männlichkeit in der Ölmalerei und der Illusion eines weiblichen Handwerks in der Stickerei und findet es ermächtigend, diese Ideologien herauszufordern.

 

Für Niederberger war es eine intuitive Entscheidung, dieses neue Werk im Jahr 2016 mit de Kooning zu beginnen, insbesondere mit seinen Frauenbildern. Ein männlicher Macho mit einer frauenfeindlichen, monströsen, ungezähmten Natur. Niederbergers Werke sind eine Perversion von de Koonings Malprozess, sie erstickt seine Pinselstriche, mit einem straffen, mühsam und akribisch kontrollierten Übersetzungsergebnis. Sie erstickt seine kühnen Pinselstriche gegen den Strich seiner Ideologie. Sie hat sich nicht gescheut, sein Werk zu bastardisieren.

 

In dieser Ausstellung sehen wir, wie Niederberger diese neue Richtung ihrer Malerei weiterentwickelt. Da sie sich von den figurativen Werken unterdrückt fühlte, schlug sie eine abstraktere Richtung ein, die ihr die Freiheit gab, diese sich entwickelnde Erkundung eines neuen Stils zu hinterfragen. Während sie sich in den abstrakten Werken immer noch auf de Kooning bezog, hatte Niederberger das Gefühl, dass die Übersetzungen und Interpretationen immer mehr zu ihren eigenen wurden. Die Palette der Töne und Farben wurde systematisch intensiver und das Geflecht mit zunehmender Entwicklung immer komplizierter.
Schliesslich blicken wir auf Anni Albers, eine Vorkämpferin der Moderne, eine Frau, die das Medium Textil zu einer hohen Kunstform erhoben hat, die heute als solche gilt. Die Aussicht, das Werk von Albers zu transformieren, war für Niederberger zu viel, zu sehr schätzte sie das Werk von Albers als Künstlerin zu einer anderen. Die Umwandlung oder Beeinflussung hat ihren extremsten Verlauf genommen, wobei Niederbergers künstlerische Stimme am lautesten zu hören ist.


Während sie das Erbe der modernen Meister weiterführt, hat Niederberger eine erneuerte zeitgenössische Erzählung für die Nostalgie geschaffen, die sie für vergangene Größen der Kunstgeschichte hegt.